Transformative Mediation


Wann eignet sich Mediation?

 Ein Mediationsverfahren ist dann angesagt, wenn zwei (oder mehrere) Personen oder Parteien unterschiedliche Auffassungen vertreten, einen Einigungszwang oder ein Einigungsinteresse haben, aber außerstande sind sich zu einigen. Das kann in den verschiedensten Lebenssituationen der Fall sein. Am häufigsten sind Konflikte in Partnerschaften, Ausgleich bei Ehescheidungen, Familienstreitigkeiten und in beruflichen Zusammenhängen. Auch beim Interessenausgleich in pädagogischen oder sozialen Einrichtungen, in Vereinen oder bei Wohnungs- und Mietangelegenheiten ist Mediation ein erfolgversprechendes Verfahren.

Wesentliche Vorteile einer Mediation

Das bestechende an einem erfolgreichen Mediationsverfahren ist seine sehr überschaubare Dauer und damit auch die verhältnismäßig niedrigen Kosten. Mediation schafft Perspektiven und Auswege aus langanhalten Konflikten und Streitigkeiten mit all ihren zerstörerischen Elementen.

 

Mediation ist mehr als eine Alternative zu zermürbenden und aufwändigen gerichtlichen Auseinandersetzungen. Ein Richterspruch spricht Recht. Eine Lösung, die für beide Parteien langfristig förderlich ist, geht damit oft nicht einher.

Was ist das Besondere an der Transformativen Mediation?

Die Transformative Mediation verfolgt das Ziel, dass einerseits der aktuelle Konflikt von den Konfliktparteien inhaltlich weitestgehend selbst bearbeitet und einer Lösung zugeführt wird. Das zweite wesentliche Ziel ist das Lernen, der Erkenntnisgewinn, der Wandel bei den Betroffenen. In der Praxis bezieht sich das zunächst auf die Wahrnehmung der eigenen Person, aber vor allem auch auf die aufmerksame erweiterte Wahrnehmung der anderen Personen. Diese entscheidenden Elemente erweitern die Räume in denen neues Denken, neue Ideen und Lösungswege entwickelt werden können.

 

Das Besondere und für seine hohe Erfolgsrate mitverantwortlich an der transformativen Mediation ist der Ablauf in Stufen. Damit wird Struktur und Ordnung nicht nur  im Verfahren, sondern auch in der Gedankenwelt der Beteiligten möglich.

 

 In den ersten Bearbeitungsphasen besteht noch keine Erfordernis zum Konsens.  Die Aufmerksamkeit und Betrachtung bleibt zunächst ganz bei den jeweils Beteiligten. Durch diese Innenschau werden Interessen, Bedürfnisse und Gefühle nicht nur  wahrgenommen und ausgesprochen, wir lernen auch diese zu unterscheiden. Wenn die Bedeutung unerfüllter Bedürfnisse oder erdrückender Belastungen  in einer geschützten Umgebung dargestellt werden dürfen, sorgt das für große Erleichterung. Dieses Einfühlen sorgt in der Regel für eine Öffnung und Erweiterung der Handlungshorizonte. Das ist die Grundlage um dann gute und nachhaltige Lösungen zu verankern. 

Über Mediation im Allgemeinen*)

Mediation heißt Vermittlung. Eine “nur” Vermittlung, wie sie auch Richter, Schiedsrichter oder Schlichter mit einem Vergleich oder Schlichtspruch erreichen wollen, ist damit nicht gemeint. Mediation greift tiefer, sie zielt auf Lernen und damit auf nachhaltigen Wandel (Transformation).

 

Die Transformative Mediation stellt den Menschen und seine mit Gefühlen verbundenen Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Beziehung und Autonomie im privaten, zwischenmenschlichen und beruflichen Miteinander intensiver und tiefgreifender in den Mittelpunkt. Sie formuliert und verwirklicht eine neue beziehungs- und bedürfnisorientierte Qualität und Dimension unseres persönlichen und sozialen Verhaltens. Sie ist eine Haltung, ein Menschenbild, sie

  • befähigt und bestärkt den Menschen zu mehr Selbst-Reflexion, Selbst-Erkenntnis, Selbst-Klarheit, Selbst-Bewusstsein, Selbst-Vertrauen, Selbst-Ausdruck (Empowerment)

und ermöglicht ihm zugleich,

  • die Sichtweise und Situation des Anderen genauer zu verstehen und anerkennend zu würdigen und den eigenen Anteil am Konflikt zu erkennen (Recognition).

Anstatt sich in Diskussionen aufzureiben, wird der Konflikt zur Kraft- und Erkenntnisquelle. Die Mediationsteilnehmer erleben den tieferen Sinn eines Konfliktes. Eine Entwicklung mit persönlichem ethischen Mehr-Wert und ein soziales Lernen können geschehen. Das gesamte Konfliktverhalten und der Konflikt selbst wandeln sich.

 

*) Dr. Dr. Gattus Hösl. Institut für Transformative Mediation. München.

 

 

"Mediation ist ein freiwilliges Verfahren, in dem die Parteien miteinander Entscheidungen treffen, die auf Ihrem Verständnis von sich selbst, dem des anderen und der sie umgebenden Realität beruhen". Quelle: Mediationsgesetz vom 26.07.2012